Mobilitätskonzept

Mobilität ist ein sehr prägendes, aber auch vielfältiges Thema für die Stadtentwicklung. Bedingt durch den Klimawandel, aber auch durch Veränderungen in der Gesellschaft, befindet sich die Mobilität derzeit in einem Wandel. Auf den Stadtraum wirkt sich dies vor allem durch veränderte Infrastrukturansprüche und Platzbedarfe aus.

Im Rahmen von Erkelenz-2030 werden möglichst alle Mobilitätsformen in den Blick gernommen. Auf Basis der im integrierten Handlungskonzept beschlossenen Leitziele und unter Berücksichtigung der Gesamtstadt soll ein Mobilitätskonzept die Grundlage für eine zukunftsgerichtete Stadtentwicklung hinsichtlich Mobilität bilden. Vorgesehen sind ein ganzes Bündel aus Maßnahmen in allen Mobilitätsarten mit dem Ziel, innovative Mobilitätslösungen zu finden. Mit Klick auf den folgenden Button können Sie die Konzeptpräsentation als PDF herunterladen.

Parkhaus Ostpromenade wird zur Mobilstation

Im Kontext der Umgestaltung des Marktplatzes rückt besonders das Thema Stellplätze für PKW in den Fokus der Diskussion. Für die Umgestaltung des Marktplatztes werden Parkplätze – zumindest aus dem zentralen Platzbereich – verlagert. Das nur 150 Meter Fußweg vom Markt entfernte Parkhaus Ostpromenade wurde deshalb im Rahmen einer Parkraumuntersuchung genauer beleuchtet.

Das Parkhaus Ostpromenade war sehr selten ausgelastet. Die Parkraumuntersuchung hat gezeigt, dass Autofahrer*innen trotz der zentralen Lage im Stadtkern eine längere Parkplatzsuche im Straßenraum gegenüber der Nutzung des Parkhauses bevorzugen.

Drohnenaufnahme, 27.04.2021 13:30

Anstelle des Parkhauses soll daher an der Ostpromenade eine neuartige Mobilstation gebaut werden. Einerseits wird damit eine Verbesserung der Parkplatzsituation erreicht, andererseits soll eine städtebauliche Lösung für die aktuell unattraktive Situation gefunden werden. Langfristig ist vorstellbar, dass bei zukünftig geringeren Stellplatzbedarfen auch einige Ebenen umgenutzt werden könnten. Die Stadt hat sich daher entschieden mehrere Fachplanungsbüros mit Machbarkeitsstudien zu beauftragen, die Visionen für die Mobilstation entwickelt haben. Die Machbarkeitsstudien untersuchten, ob folgende Ziele zu erreichen sind:

 

  • Sicherstellung der Erreichbarkeit der Kernstadt auch mit dem motorisierten (Individual-) Verkehr
  • ca. 180 bis 200 Autostellplätze (heute 119)
  • ca. 200 Stellplätze für Fahrräder inkl. Abstellmöglichkeiten für Lastenräder als zentrale Abstellmöglichkeit in der Kernstadt
  • neuer zentraler ÖPNV-Haltepunkt als Ersatz für die Haltestelle Kölner Tor denkbar
  • Verleihstationen / Sharing-Angebote für z.B.: PKW, Fahrräder, Roller etc.
  • Ergänzend: Dienstleistungen wie eine E-Lademöglichkeit (für motorisierten Verkehr sowie Fahrrad), Paketstation o.ä.

 

Auf Basis der Machbarkeitsstudien wurde von HJPplaner, Stadtplaner und Architekten Partnerschaft aus Aachen, eine Mobilstation entwickelt, welche folgend vorgestellt wird.

Die Mobilstation

In der neuen Mobilstation sollen zukünftig verschiedene Verkehrsformen stärker gebündelt und der Umstieg zwischen diesen vereinfacht werden. Die Station wird rund 180 PKW-Stellplätze anbieten, sodass auf den innerstädtischen Plätzen, wie Markt und Franziskanerplatz Stellplätze aufgegeben werden können, um mehr Raum für Aufenthaltsqualität, Veranstaltungen, Gastronomie etc. zur Verfügung zu haben. Zusätzlich werden etwa 130 Fahrradstellplätze in und um die Station herum entstehen. Weiterhin wird die Bushaltestelle „Kölner Tor“ an die Ostpromenade verlagert und es soll eine neue Haltestelle „Markt“ an der Kreuzung Kirchstraße / Aachener Straße ergänzt werden. Zeitgemäße Infrastrukturangebote wie E-Ladepunkte und die Berücksichtigung von Lastenrädern runden das Angebot ab. Die Mobilstation wird wie das bisherige Parkdeck in öffentlicher Hand verbleiben und von der Stadt betrieben. Die Parkplätze werden in das vorhandene Parkleitsystem integriert werden.

Parkdeck - motorisierter Verkehr

Das Parkdeck innerhalb der Mobilstation setzt auf komfortable Fahrbahn- und Stellplatzbreiten, berücksichtigt das in Parkdecks besonders hohe Sicherheitsbedürfnis (Ausleuchtung, Übersichtlichkeit, außenliegende Treppe, Öffnungszeiten usw.) und integriert ergänzende Angebote wie E-Ladeoptionen. Dies wird dazu beitragen die bisher schlechte Ausnutzung des vorhandenen Parkdecks (durchschnittlich ca. 44% bei gleichzeitiger Überlastung der Parkangebote im umliegenden Straßenraum, Verkehrserhebung 2018) zu beheben und den damit einhergehenden starken Parksuchverkehr zu verringern.

ÖPNV

Geplant ist die Verlegung der Bushaltestelle Kölner Tor an die Ostpromenade. Die heutige Haltestelle wird in ihrer derzeitigen Form nicht mehr benötigt. Sie trennt die städtebauliche Achse zwischen Markt und Bahnhof und verursacht durch ihre Verkehrsführung (Linksverkehr) teilweise Verkehrsrisiken. Gleichzeitig wird die Chance genutzt die Attraktivität des ÖPNV mit kleinen, aber wirkungsvollen Eingriffen zu verbessern. Die neue Bushaltestelle wird barrierefrei und wettergeschützt gestaltet und mit zeitgemäßen Ausstattungselementen entsprechend des Gestaltungskanons der Innenstadt ergänzt. Zusätzlich soll voraussichtlich in der Kirchstraße auf der anderen Seite des Marktes eine neue Bushaltestelle geschaffen werden (Abstimmungen mit der WestVerkehr laufen noch), sodass Laufwege für ÖPNV-Nutzende zu wichtigen Einrichtungen (z. B. Rathaus / Kirche) und Veranstaltungen (u. a. Wochenmarkt / Stadthalle) noch weiter verkürzt werden können, bzw. das Angebot attraktiver wird. Die Bushaltestelle wird vom Nahverkehr Rheinland (NVR) gefördert.

Abstellangebote Radverkehr

Im und um die Mobilstation herum werden rund 130 Fahrradabstellplätze geschaffen. Auf ausdrücklichen Wunsch der Bürgerschaft hin finden sich diese nicht nur klassisch unter freiem Himmel, sondern teilweise überdacht (ca. 40) und teilweise innenliegend und gesichert (ca. 30). Auch Sonderfahrrad-Stellplätze für Lastenräder werden berücksichtigt. Hierdurch entsteht in direkter Nähe zu den zentralen innerstädtischen Plätzen ein attraktiver Ankunftspunkt für Radfahrende aus dem gesamten Stadtgebiet. Die gesicherten Abstellanlagen im Inneren der Mobilstation ermöglichen auch das sichere Abstellen teurerer Modelle, wie der immer weiter verbreiteten Elektrofahrräder. Die überdachten und die innenliegenden Fahrradabstellanlagen werden vom Nahverband Rheinland (NVR) gefördert.

In der folgenden Grafik ist ein Regelgrundriss (hier Ebenen 1+2) des Parkbereiches für den motorisierten Verkehr dargestellt. Das Parkdeck ist in einer Systembauweise mit versetzten Geschossen („Split-Level“) geplant. Im Plan ist außerdem die Aufsicht auf die Bushaltestellen-Überdachung (unten) zu erkennen und neben dem Erschließungskern mit Aufzug (links) lässt sich auch die große Außentreppe (oben) gut ablesen.

 

 

Aufwertung Stadtraum und Verkehrsberuhigung

Im Zusammenhang mit dem Bau der neuen Mobilstation soll auch die Ostpromenade umgestaltet werden, sodass zum einen die Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden gewährleistet werden kann und zum anderen die städtebauliche Situation verbessert wird. Ziel ist es die Ostpromenade und die Mobilstation so einladend zu gestalten, dass eine attraktive Möglichkeit geschaffen wird motorisierte Fahrzeuge in Zentrumsnähe abzustellen und über kurze, sichere sowie komfortable Wege zu Fuß oder mit dem Rad in den Einkaufsbereich zu gelangen.

Barrierefreiheit und -armut

Die Umgestaltungspläne für die Ostpromenade mit der Mobilstation beinhalten verschiedene Maßnahmen zum Erreichen von Barrierefreiheit und -armut. Im gesamten Plangebiet werden Gehwege, wo immer möglich und notwendig, verbreitert, sodass auch im Begegnungsfall ausreichend Platz für die Nutzung mit dem Rollstuhl, mit Gehhilfen oder dem Kinderwagen vorhanden sein wird. Um einen sicheren Übergang über die Ostpromenade zu ermöglichen, wird diese punktuell auf Höhe des Fußgängerdurchganges „Schwatte Jräet“ aufgepflastert. Die neue Bushaltestelle wird entsprechend den heute geltenden Standards für Barrierefreiheit umgesetzt und die Wegeführung in Richtung Markt barrierefrei ausgebaut. Anders als im heutigen Parkdeck sind in der Mobilstation alle Etagen auch mit Hilfe eines Aufzuges erreichbar. Behindertenstellplätze finden sich im Erdgeschoss der Mobilstation. Auf jeder zweiten Etage (Split Level) wurden breite Familienstellplätze eingeplant. Zusätzlich erleichtert ein farbiges Leitkonzept die Orientierung für alle Nutzenden.

Gestaltung

Neben den im Fokus stehenden Sicherheitsaspekten des Straßenverkehrs wird auch eine gestalterische Aufwertung des Stadtraumes angestrebt. Der wenig einladende Straßenraum soll durch Bepflanzungen und die Ergänzung von zeitgemäßem Stadtmobiliar attraktiver gemacht werden. Die Funktion als Verkehrsknotenpunkt wird dabei zwar nach wie vor im Fokus liegen, jedoch unter Berücksichtigung von allen Verkehrsteilnehmenden und einer verbesserten Attraktivität als Ankunftspunkt in der historischen Innenstadt von Erkelenz.

Die Mobilstation wird durch seine Größe im Vergleich zum alten Parkdeck ein städtebaulich angemessenes Gegenüber zu den Wohn- und Geschäftsgebäuden entlang der Ostpromenade bilden.

Das Hub erhält teilweise Fassaden mit Ziegelelementen. Es bedient sich damit dem ortstypischen Baumaterial Ziegel, aber interpretiert dieses in seiner Anordnung neu. Zum anderen wird die Station auf mehreren Seiten mit einer Fassade aus Edelstahlseilnetz abgeschlossen. Dadurch ist eine flächige Begrünung der Fassade möglich.

Folgend können Sie sich die vier Gebäudeansichten ansehen:

Räumliche Anmutung

Rund um die Mobilstation wird als Bodenbelag bis zur eigentlichen Promenade überwiegend Pflaster in „Erka-Rot“ eingesetzt, sodass der Gestaltungskanon, der für die historische Innenstadt entwickelt wurde, Anwendung findet. Lediglich die Zufahrt des motorisierten Verkehrs in die Mobilstation wird in grau ausgeführt und so für alle Verkehrsteilnehmenden deutlich sichtbar gemacht. Der Gestaltungskanon sieht darüber hinaus in einigen Bereichen Natursteinpflaster vor.

Eine Vervollständigung der Baumreihe entlang der Ostpromenade sowie ergänzende Anpflanzungen im westlichen Plangebiet und eine Blühwiese südlich der Mobilstation tragen zusammen mit punktuellen Sitzangeboten ebenfalls zur Aufwertung bei.

Ebenfalls entsprechend des Gestaltungskanons kommen innerhalb des Promenadenringes Altstadtleuchten zum Einsatz. Der Straßenbereich der Ostpromenade wird mit Mastleuchten angemessen ausgeleuchtet.

Auf die verschiedenen Angebote der Mobilstation weisen Informationsstelen hin, welche in den Farben der Mobilstationen im Nahverbund Rheinland gestaltet werden. Durch dessen Anwendung soll die Station sichtbar und wiedererkennbar sein, damit eine intuitive und einfache Nutzung unterstützt wird.

Klimaschutz und Ökologie

Aufgrund der Nutzung als wichtiger Verkehrsknoten- und Ankunftspunkt in der Erkelenzer Innenstadt ist das Projekt durch eine hohe Funktionsdichte geprägt. Dies geht in weiten Bereichen mit einem funktionsbedingten, hohen Versiegelungsgrad einher. Dennoch berücksichtigt die Planung Klimaschutzaspekte wo immer möglich.

Bei der Auswahl der Bepflanzung wird auf klimaresiliente, heimische Pflanzenarten gesetzt, die deutlich robuster auf den zunehmenden Hitze- und Dürrestress reagieren.

Teilweise mussten für den Neubau der Mobilstation Bestandsbäume gefällt werden, welche nicht vollständig durch Neupflanzungen ersetzt werden können. Im Falle von Neupflanzungen kommen jedoch standortgerechte Baumarten zum Einsatz, welche im Gegensatz zum Bestand zukünftig auch mehr Raum haben werden (viele Bestandsbäume standen direkt am alten Parkdeck Ostpromenade). Die Bäume schaffen Schatten, verbessern die Luftqualität und mindern die Aufheizung der befestigten Flächen.

Mit Wassermanagement-Maßnahmen soll auf die prognostizierte steigende Anzahl von Extremwetter-Ereignissen vorbereitet werden. Baumbeete sind mit integriertem Regenwasserspeicher geplant, um eine optimale Entwicklung der Wurzeln bzw. der gesamten Pflanzen und einen ressourcenschonenden Wasserhaushalt zu sichern.

Neben den Baumpflanzungen soll eine Begrünung des Stadtraumes vor allem mit Hilfe vertikaler Flächen und auf dem Dach der Mobilstation erfolgen. Dächer und Fassaden dienen so als Lebensraum für Tiere und Pflanzen, haben eine klimatische Ausgleichsfunktion (u. a. Verdunstung), tragen zur Luftreinhaltung bei, erhöhen die biologische Vielfalt im urbanen Raum und helfen bei Starkregenereignissen durch Wasserrückhaltung. Neben den bereits genannten klimatischen Vorteilen kann die Begrünung zusätzlich zur (Verkehrs-) Lärmreduzierung beitragen. Das Dach der Mobilstation wird außerdem zur Gewinnung von Sonnenenergie genutzt (voraussichtlich Photovoltaik).

Zu guter Letzt kann die Gebäudebegrünung aufgrund ihrer positiven Wirkung auf das Stadt- und Ortsbild das psychische Wohlbefinden und die Lebensqualität der Anliegenden positiv beeinflussen.

Folgend können Sie den Gestaltungsplan für die Umgestaltung der Ostpromenade einsehen: (Vergrößern per Klick auf den Plan)

Für Fragen rund um das Thema Mobilität können Sie sich an die Mobilitätsmanagerin
Nicole Stoffels von der Stadtverwaltung Erkelenz wenden:

Nicole Stoffels
Planungsamt
Johannismarkt 17, 41812 Erkelenz
Tel. 02431-85288
Email: nicole.stoffels@erkelenz.de